Das sagt der Doc: O-Beine im Fußball - Warum sind die Beine krumm? - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 14.05.2024 um 06:00 Uhr
Das sagt der Doc: O-Beine im Fußball - Warum sind die Beine krumm?
Die sogenannten O-Beine mit der medizinischen Bezeichnung Genu varum sind eine anatomische Fehlstellung, bei der die Beine sich nach außen krümmen. Im Fußball sieht man diese besonders häufig. Aber warum ist das so? Wie entstehen O-Beine und was kann man tun?
Von Andreas Leipold, Physiotherapeut DR. ERLER SPORTS
O-Beine sieht man auf den Fußballplätzen häufig. Manch einer spricht sogar von "typischen Fußballerbeinen".
fussballn.de / Kögel
Bei den sogenannten O-Beinen zeigt die Fehlstellung eine mediale Abweichung (nach innen) der „Mikulicz-Linie“, die im Normalfall vom Zentrum des Hüftkopfs zum Zentrum des oberen Sprunggelenkes verläuft und die mechanische Tragachse des Beines bildet. Bei der therapeutischen Befunderhebung lässt sich u.a. in der Frontalebene eine Lücke zwischen den Kniegelenken feststellen. Weitere Bezeichnungen sind Säbelbeine oder Reiterbeine. Das perfekte Beispiel dieser anatomischen Fehlstellung ist der ehemalige Fußballprofi Pierre „Litti“ Littbarski.

Intensiver Fußball in der Wachstumsphase kann eine Rolle spielen

Während meiner physiotherapeutischen Tätigkeit werde ich oft von Patienten gefragt, ob denn Fußballer automatisch O-Beine bekämen. „Jein“, denn eindeutig lässt sich diese Frage nicht beantworten. Neben Entzündungen, Operationen, Übergewicht, Fehlbelastung, Genetik, Kniegelenkstraumata, etc., gibt es Hinweise aus Studien, die im Ergebnis einen Zusammenhang zwischen leistungsorientierten Fußball bei Heranwachsenden und dem O-Bein vermuten lassen. Dribbling und hohe Bewegungsenergien, wie Sprints, schnelle Richtungswechsel, Abstopp-Manöver („Cutting-Manöver“) oder Landung nach einem Kopfball, wirken direkt auf die Kniegelenke. Wer also in der Wachstumsphase intensiv Fußball auf Leistungsniveau spielt, hat eventuell ein größeres Risiko O-Beine zu bekommen. Der Breiten- und Freizeitsport ist hierbei nicht betroffen.

Ein Faktor betrifft die im Fußball am häufigsten verletzten Muskeln der Hamstrings. Diese Muskelgruppe hat eine myofasziale Zugwirkung auf die Kniegelenke und sind bei Sprintbeschleunigungen relevant. Da die Wachstumsfugen im Kniebereich bei Kindern und Jugendlichen noch nicht geschlossen sind, können solche Verletzungen oder Überbelastungen zu einem asymmetrischen Knochenwachstum führen. Daraus kann sich später durch einseitige mechanische Belastung eine Kniearthrose entwickeln.

Was kann man tun?

Um O-Beinen generell entgegenzuwirken, sollte ein adäquates Beinachsentraining mit variablen Ausgangsstellungen auf stabilen/instabilen Unterlagen erfolgen. Spiegel oder Laserpointer (letzteres wird am Knie befestigt), sind ein probates Mittel, um die Beinachse zu kontrollieren. Außerdem sind Dehnübungen für die Hamstrings und Adduktoren sinnvoll. Eine generelle Überprüfung der Kraftverhältnisse am Oberschenkel mittels isokinetischer Kraftmessung oder digitalem Dynamometer ist empfehlenswert, um Dysbalancen zwischen den Agonisten und Antagonisten (Vorder- und Rückseite des Oberschenkels) zu identifizieren. Durch gezielte Kräftigungsübungen sollte dann ein ausgewogenes Kraftverhältnis hergestellt werden.

Auch Faszienrollen zur Steigerung einer kurzfristigen Flexibilität können angewendet werden. Individuell angepasste Schuheinlagen können unterstützen, in dem die veränderte Fußposition eine Entlastung der Kniegelenke bewirkt. Bei einseitiger Schädigung der Kniegelenke, bzw. ausgeprägter Fehlstellung kann auch eine sogenannte Umstellungsosteotomie (operative Beinachsenkorrektur) in Betracht gezogen werden.

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Über den Autor

Andreas Leipold
Physiotherapeut
DR. ERLER SPORTS
E-Mail: sports@reha-kontumazgarten.de
Tel: 0911/ 27286478
Website: www.erler-sports.de

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